Die Augenzeugen ist Spannung pur und ein gelungenes Remake (2025)

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Von: Reinhard Prahl

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„Die Augenzeugen“ ist ein Remake der norwegischen Miniserie „Eyewitness“ und transportiert den Stoff geschickt nach Deutschland, ohne dabei Spannung einzubüßen.

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

Das passiert in der Serie „Die Augenzeugen“

Die beiden Teenager Lukas (Marven Gabriel Suarez-Brinkert) und Jan (Philip Günsch) sind Freunde, die sich gerne beim Mountainbikefahren im Wald austoben. Als die beiden nach einem waghalsigen Rennen in einer einsamen Hütte relaxen, entdecken sie ihre Liebe zueinander.

Doch das erste romantische Zusammensein endet im Chaos, denn die Bikergang Balkan Barbarinas hat sich ausgerechnet diesen Ort ausgesucht, um Roman (Lucas Gregorowicz) zu ermorden, der sie zuvor daran gehindert hat, Francesca (Julia Anna Grob), die Tochter eines mächtigen Unterweltbosses zu entführen.

Statt eines Toten gibt es aber plötzlich drei, denn der Gefangene entpuppt sich als gut ausgebildeter Killer. Der schreckt auch nicht davor zurück, den verdeckten Ermittler Nicolai (Behrad Beh Nehzad) zu erschießen, der zuvor von seiner Kollegin bei den Balkan Barbarians eingeschleust worden war.

Als er darüber hinaus feststellt, dass Lukas und Jan alles mit angesehen haben, will er auch die Jungs töten. Diesen gelingt jedoch die Flucht, doch zu dem Preis, dass sie von nun an ganz oben auf Romans Abschussliste stehen. Der Killer macht gnadenlos Jagd auf die Teenager, die sich nicht entscheiden können, sich der Polizei anzuvertrauen...

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Ein Remake - schon wieder...

Ich habe es schon des Öfteren betont. Mir persönlich ist nicht ganz klar, warum sich in den letzten Jahren immer mehr Remakes im Fernsehen tummeln müssen. Brauche ich wirklich drei Professor T.s, einen belgischen, einen britischen und einen deutschen?

Es gibt so viele hervorragende Romane und so talentierte Autorinnen und Autoren, dass der Kreativpool fraglos mehr hergeben würde als das ständige Widerkäuen von ausgetretenen Pfaden. Allerdings - und damit kommen wir zum Punkt - gibt es durchaus eine Reihe von Formaten, die international nicht ganz so bekannt sind und es durchaus verdient haben, stärker in den Fokus zu rücken.

Neben besagtem „Professor T.“ oder beispielsweise die als High Potential neu verwertete französische Krimiserie HIP - Ermittlerin mit Mords-IQ gehört fraglos auch die norwegische Miniserie Eyewitness von 2016 dazu, die allerdings beim Streamingdienst Amazon Prime Video lediglich als Kauftitel verfügbar ist.

Die Story

Erzählt wird die Geschichte um die Teenager Jan und Lukas, die während eines heimlichen Dates im Wald einen dreifachen Mord beobachten und deshalb selbst ins Visier des Killers geraten. Einer der Jungs ist ausgerechnet der Neffe der leitenden Ermittlerin, doch aus Angst davor, die erste große Liebe scheitern zu sehen und aus Furcht vor dem Killer vertraut er sich ihr nicht an.

Im Laufe der Geschichte kommen wir den Motiven des Mörders immer näher, sehen die Auswüchse eines Bandeskrieges und erleben mit, wie sowohl die Augenzeugen als auch die Kommissarin in große Gefahr geraten.

An diesen Ablauf hält sich auch die deutsche Adaption, wobei man dem Drehbuch-Team und Regisseurin Anna-Katharina Maier ein gutes Gespür für Spannung und dichte Atmosphäre nicht absprechen kann.

Atemlos

Maier beginnt die Pilotfolge mit der missglückten Entführung der Teenagerin Francesca durch drei Mitglieder der Rockergang Balkan Barbarians. Warum die Gang das Mädchen entführen wollen, erfahren wir zunächst nicht, allerdings mischt sich plötzlich ein Mann im dunklen Hoodie ein, mit dem sie offensichtlich verabredet war.

Schon hier lässt die Regisseurin keinen Zweifel daran, dass sie gar nicht erst die Absicht hat, das Publikum zur Ruhe kommen zu lassen, denn kurz darauf finden wir uns bei einer Hinrichtung wieder, die allerdings anders verläuft als gedacht. Die dazugehörigen Szenen sind spannungsvoll und dynamisch in Szene gesetzt, zumal die Hauptfiguren Jan und Lukas unfreiwillige Augenzeugen der Geschehnisse sind.

Innerhalb von 15 Minuten werden die Zuschauenden also mit einer gescheiterten Entführung, einem dreifachen Mord und zwei Zeugen konfrontiert, die gerade so eben mit dem Leben davonkommen. Viel dichter kann man einen Krimi nicht beginnen.

Nur wenige Minuten später kommt heraus, dass die Balkan Barbarians für den Vater des Mädchens arbeiten und ihn eigentlich nur zu ihr bringen sollten. Dass sie dabei recht ungeschickt vorgegangen sind, sorgt ebenfalls für Probleme, da der Auftraggeber ein mächtiger Unterweltboss ist, den man besser nicht enttäuscht.

Doch auch die emotionalen Spannungen zwischen Lukas und Jan kommen nicht kurz. Lukas besteht aus Angst sowohl vor seinem Outing als auch vor dem Killer darauf, dass sich Jan nicht seiner Tante vom Morddezernat anvertraut. Die übernimmt allerdings die Leitung der Ermittlungen, was zusätzliches Konfliktpotential zutage fördert, klasse.

Als wäre das nicht schon genug, entpuppt sich der Mann im Hoodie auch noch als Geliebter von Francesca namens Clyde. Als die Teenagerin bei ihrem Vater auftaucht und herausfindet, dass dieser besagte Entführung initiiert hat, flieht sie aus seinem Nachtclub und trifft sich mit Clyde, der in Wirklichkeit aber Roman heißt und nichts Gutes im Schilde führt. Er nimmt sie mit zu einem einsamen Haus am See und erwürgt das arglose Mädchen dort.

Die Schauspielenden

Die Augenzeugen ist Spannung pur und ein gelungenes Remake (2)

Mit anderen Worten erwartetet die Zuschauenden in den ersten 45 Minuten atemlose Spannung, undurchsichtige Verwicklungen und ein skrupelloser Mörder, der für seine Taten aber anscheinend ein starkes Motiv hat. Zum Cast: Roman-Darsteller Lucas Gregorowicz macht mit seinem Spiel sehr deutlich, dass er zwar über eine gewisse Kaltblütigkeit verfügt, aber keine Freude dabei empfindet, der liebenswerten Francesca das Leben zu nehmen. Der Figur ist eine innere Zerrissenheit zu eigen, die stets spürbar ist und für Tiefe sorgt.

Die Mordermittlerin Helen Severing (Jans Tante also) wird von Nicolette Krebitz hervorragend gespielt, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich an die für meinen Geschmack eigenwilligen, teils recht emotionsarm wirkenden Attitüden der Darstellerin erst gewöhnen musste... Dieser Eindruck ist aber rein persönlicher Natur und soll die gute Leistung der Aktrice nicht schmälern.

Fazit

Obwohl ich kein allzu großer Fan von Remakes und Reboots bin und finde, dass die Welt da draußen zu voll von unerforschten Stoffen ist, die eine Verfilmung verdient hätten, gefällt mir „Die Augenzeugen“ dennoch sehr gut.

Die Pilotfolge ist geradezu atemlos inszeniert. Ständig geschieht etwas, Leerlauf und damit Langeweile lassen die starke Regie- und Kameraführung gar nicht erst zu. Das Ensemble passt prima zusammen und die Handlung verspricht Spannung pur.

Dafür gibt es von uns gleich mal viereinhalb von fünf Augenzeugen.

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